m Laufe von Jahrhunderten existierte der Raum des heutigen Lettlands auf Grung seiner geopolitischen Lage eine wichtige Interessensphäre auf der politischen Arena Europas. Dieses Gebiet zwischen Estland im Norden und Litauen im Süden war immer von den Beziehungen und Spannungen zwischen den großen politischen Mächten im Osten, im Westen und im Süden abhängig. Völker, die an geographisch günstig gelegenen Orten siedeln, haben zwei Möglichkeiten. Entweder sie werden selbst zu einer Grossmacht, oder sie sehen sich den Begehrlichkeiten anderer Grossmächte ausgesetzt. Lettland ist im Laufe seiner Geschichte nie zu einer Grossmacht geworden. Dagegen müssen seine Bewohner seit Jahrhunderten die Erfahrung machen, dass andere Völker Interesse an ihrem Land haben. Das hat dem Leben dort einen besonderen Charakter gegeben: Aus den verschiedenen Richtungen kamen in das Land vielseitige Bildung, Kultur, handwerkliche Fähigkeiten und Handelsbeziehungen. Allmählich entwickelte sich es zu einer multikulturellen Region, in der die Menschen unterschiedlicher Volkszugehörigkeit nebeneinander gewohnt haben. Polen, Russen, Schweden, Weißrussen, Litauer waren mit der nationalen Kultur der einheimischen Bevölkerung zusammengeschmolzen und haben an dem wechselhaften Schicksal des lettischen Volks wesentlich mitgewirkt. Dennoch haben sie ihre Identität bewahrt.
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